"Ich
habe Dich verletzt" sagt die Stimme leise zu dem Mädchen im dunklen
Tunnel. "Ich habe Dir weh getan" fügt sie noch hinzu. Die Gestalt
neben dem Mädchen ergreift vorsichtig und zögernd die zitternde Hand des
kleinen weiblichen Wesens im dunklen. Die entflieht dem festen aber doch lieb
gemeinten Griff. "Es tut mir leid" sagt die ängstliche Stimme.
"Ich wollte Dir niemals weh tun, ich habe Angst Dich zu verletzen, ich
hatte immer Angst und jetzt ist es geschehen" "spricht die Stimme der
nicht erkennbaren Gestalt im dunklen Tunnel des Mädchens.
"Ich
wollte Dich nicht stechen, ich wollte Dich nicht schneiden, ich wollte nicht
das Du Dich an mir stößt...."die Stimme verstummt und versucht das Mädchen
mit dem Blick zu fassen. Jedoch das Mädchen entschwindet langsam und Kopf
schüttelnd ins dunkle des Tunnels.
"Du
hast mich nicht verletzt. Das kannst Du gar nicht. Ich habe mich verletzt. Und
es ist nicht wichtig. Es ist egal. Ich kenne doch nichts anderes. Ich verdiene
nichts anderes." Sagt das Mädchen und streckt die Hand nach der
unbekannten Gestalt in ihrem Tunnel aus.
"Ich
bin schwach. Ich habe nicht die Macht. Ich habe nicht die Kraft. Ich kann nicht
mehr kämpfen. Ich überstehe keinen Kampf mehr. Kann nicht um mich selbst
kämpfen. Erkenne nicht mal mehr wer Du bist und kann auch nicht um Dich
kämpfen."
Bei
diesen Worten zieht das zerbrochene Wesen ihre Hand zurück. "Ich gehe
allein in meine Welt aus scharlachroten Scherben zurück, ich möchte Dich
genauso wenig zerstören, aber Du würdest an mir endgültig ersticken." Mit
Tränen gefühlten Augen, senkt sie den Kopf
Fügt
leis hinzu "es hätte keinen Sinn, nichts hat einen Sinn. Ich bin nicht
geboren wurden um in Illusionen zu leben, um mir selber welche aufzubauen. Ich
bin entstanden um Schmerz zu spüren. So ist es bestimmt. Du kannst mich gar
nicht verletzen. Und wenn, es wäre nur ein Schnitt ,mehr zwischen den
tropfenden Wunden."
Für
einen kurzen Augenblick kehrt das Mädchen zurück aus der Dunkelheit, von ihren
Händen tropft Blut. "Fremde Gestalt" sagt sie " siehst Du das?
Das ist mein Leben. So lang ich denken kann, nahm man sich von mir, was man
wollte. Und nun ist die Zeit gekommen, in der ich mir von mir selbst nehme was
ich will" spricht die leise und bestimmend mit grausamen Blick.
"Ich
nehme mir das Leben, ich will sehen dürfen wie es dahin fließt. Ich will diesen
Schmerz. Ich habe nie etwas anderes gefühlt. Du fremde Gestalt sage mir warum
es jetzt anders werden sollte?"
Die
Gestalt schweigt jedoch nur, aber dem Mädchen wird bewußt mit wem sie dort
spricht, mit wem sie das Dunkle teilt, wer sie ihrem Tunnel besucht und sie
begleitet. Die Konturen scheinen ihr so vertraut, sie fühlt das da mal was war,
was sie am Leben hielt. Es kam von dieser Gestalt aus.
"Ja
Du bist es" sagt sie und neigt den Kopf "sei Dir gewiss, Du hast
nichts getan und Du kannst nichts tun." Langsam nähert sich das
zerbrochene Wesen der Gestalt, behutsam nimmt sie den Gast in ihre Arme. "
Spürst Du das?" fragt sie, von der Gestalt kommt nur ein zögerndes Nicken.
Mit
sicheren Schritten nimmt das Mädchen wieder Abstand, entfernt sich so weit das
man sie nicht mehr sieht. "Ich bin nicht mehr da. Bald werde ich nur noch
eine Erinnerung sein. Ein Wesen das man verachten wird. Verachten für ihre
Schwäche. Für die Kraftlosigkeit. Die Machtlosigkeit."
Ohne
das der Gast es sieht heben die Scharlachroten Scherben den Kopf und blicken
ihn fest an, "Ich habe nicht die Kraft um, um Dich zu kämpfen. Ich kenne
keinen Kampf nur die Aufgabe. Darum wirst Du mich verachten. Und diese
Gewissheit verkrafte ich nicht. Es gibt nur eine Lösung, verlasse meinen Tunnel
oder unsere eckigen Scharlachroten Scherben werden zu einem großen gemeinsamen
Meer und tun sich somit immer wieder weh.
Oder
vielleicht erbauen wir auch eine Illusion, wir erbauen eine Traumwelt in der
wir kämpfen und gewinnen und ganz werden und leben können. Dies könnte nur eine
Seifenblase sein."
Das
Mädchen schüttelt den Kopf und sagt: "Entscheide Du. Was willst Du?"
Die
Gestalt senkt den Kopf, blickt verzweifelt und sagt bloß: "Ich will Dich
nicht verletzen!"
So
verweilen die Gestalt und das Wesen in der Heimat des kleinen Mädchens und sind
dort wo und wie alles anfing, im Schmerz gefangen zwischen den Scharlachroten
Scherben im Tunnel des wahren Lebens.
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